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Klassizistischer Stuhl, Braunschweig

Entwurf und Ausführung - Peter Joseph Krahe, 1820
Es handelt sich um ein eigens für das japanische Zimmer des Residenzschlosses Braunschweig angefertigtes Möbel.
Braunschweiger Hofkultur 1830-1918, Bernd Wedemeyer / Eva-Marie Willemsen


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SCHADENSBESCHREIBUNG UND DURCHGEFÜHRTE RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN


Der Stuhl befand sich in einem schlechten Zustand. Große Teile der polychromen Fassung und der Vergoldung hatten sich vom geschwundenen Trägerholz gelöst und sind verloren oder drohten abzufallen. An den Bruchkanten war eine starke Schollenbildung zu verzeichnen. Teilweise lagen große Bereiche der Fassung hohl.

Die Leimverbindungen an den Stuhlzargen hatten sich gelöst.

An fehlenden Teilen sind zu verzeichnen:
• Vorder- und Hinterteil der umlaufenden vergoldeten Polsterabdeckung.
• Ca. 80 Prozent der vergoldeten kreisrunden Perlschnur an der Vorderseite der Rückenlehne.
• Vier Eckzwickel an den Zargenunterseiten fehlen.
• Die Polsterplatte der Rückenlehne fehlt.


Da es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Originalfassung handelt, sollten die Restaurierungsmaßnahmen möglichst zurückhaltend durchgeführt werden.

Der Stuhl sollte hierbei gesichert, gereinigt, ergänzt und retuschiert werden, damit ein geschlossenes, homogenes Gesamtbild entsteht und eine Ausstellung möglich ist.

Ein Aufkitten und Neufassen der Fehlstellen erschien bis auf einige Stellen an den Beinen nicht angezeigt, da der Stuhl insgesamt eine schöne gealterte Aussage zeigte. Daher sollte an den vergoldeten Partien eine Poliment bzw. Goldneutralretusche durchgeführt werden. Die farbig gefassten Bereiche sollten mittels einer Guache / Aquarellretusche eingestimmt werden.


1. Konstruktive Schäden/ Durchgeführte Maßnahmen

Die Mittelzarge hat sich aus den Zapfenlöchern in den Beinen gelöst
• Die Zapfen wurden neu verleimt. Dazu wurde an den Ober und Unterkanten der Zarge verdünnter Glutinleim mittels einer feinen Kanüle eingespritzt und anschließend Zwingen angesetzt. Diese Maßnahme wurde nur auf die Vorderzarge beschränkt und nach der Fassungsfestigung durchgeführt.


Die linke Seitenplatte hat sich aus ihrer Einzapfung im Pfosten gelöst
• Die Seitenplatte wurde abgenommen, die Zapfen gereinigt und abschließend mit Glutinleim verleimt

2. Schäden an der Fassung / Durchgeführte Maßnahmen

2.1 Farbig gefasste Bereiche


Große Teile der Fassung haben sich mit Kreidegrund vom Träger gelöst und
drohen abzufallen. An den Beinen ist eine komplette Schollenbildung zu
verzeichnen.
• Sämtliche Farbschollen wurden mittels Lascaux Medium für Konsolidierung Nr.4176 niedergelegt. Dazu wurde das Medium mittels eines Pinsels eingebracht, die Schollen leicht angequollen und anschließend niedergelegt. Reste des Konsolidierungsmittels wurden abgenommen. Bei großflächigen hohlen Bereichen wurde dieser Vorgang bis zu drei Mal wiederholt, um die Farbschollen ohne Überfaltungen niederlegen zu können.
• An den Beinen und den Pfosten wurden die, in kleinste Teile gebrochenen, Farbschollen vorgequollen und anschließend mit einem Heizspachtel und Hostaphanfolie flächig niedergedrückt.


Nach den notwendigen Sicherungsarbeiten wurden die farbig gefassten Partien mit destilliertem Wasser gereinigt.

Die Fehlstellen in der Farbfassung wurden reversibel in Schminke Guachefarben ausretuschiert und abschließend mit einem Schutzüberzug aus Regalrez 1094 und Kraton G1650 (bezinlösliche Kunstharze) abgedeckt.


2.2 Transparenter Überzug der Farbfassung

Der Firnisüberzug wurde enzymatisch vorgereinigt und mit destilliertem Wasser nachgereinigt.

Der transparente Harzüberzug der gelblichen Farbfassung ist teilweise von der Farbschicht gelöst oder abgerieben.

• Die fehlenden Bereiche wurden komplett ausretuschiert. Hierzu wurde ein mit Irgaspers– Farben eingefärbter Dammarfirnis in Siedegrenzbenzin 100-140 verwendet.

2.3 Vergoldete Bereiche


Große Teile der Vergoldung haben sich mit Kreidegrund vom Träger gelöst und drohen abzufallen. Dieses Schadensbild zeigt sich besonders gravierend an den glanzvergoldeten Bereichen der geschnitzten Zargenapplikationen, den Seitenbrettern und den gedrehten Zapfen der Pfosten.
An den Stegen der Beine ist eine komplette Schollenbildung zu verzeichnen.

• Sämtliche Schollen wurden ebenfalls mittels Lascaux Medium für Konsolidierung Nr.4176 niedergelegt. Die Eigenschaft des Konsolidierungsmediums, glanzvergoldete Bereiche nicht sofort anzulösen war hier von großem Vorteil. Das Medium mittels eines Pinsels möglichst seitlich oder an Risskreuzungen eingebracht, die Schollen somit leicht angequollen und anschließend vorsichtig niedergelegt. Reste des Konsolidierungsmittels wurden sofort abgenommen. Bei großflächigen hohlen Bereichen wurde dieser Vorgang wiederholt, um die Schollen ohne Überfaltungen niederlegen zu können.

Nach den notwendigen Sicherungsarbeiten wurden die vergoldeten Partien mit Shellsol T vorgereinigt und mit Terpentinöl nachgereinigt.

Die Fehlstellen in der Vergoldung wurden im Bereich der Beinstege und der horizontalen Leiste aufgekittet und beigearbeitet. Anschließend wurden diese Bereiche poliment-glanzvergoldet und patiniert.
Die Fehlstellen in den geschnitzten Bereichen wurden mit Schminke Guachefarben ausretuschiert. Hierzu wurden die Fehlstellen mit Konsolidierungsmedium isoliert und in der jeweiligen Polimentfarbe, rot für die Glanzvergoldungen, orange für die Ölvergoldungen unterlegt. Anschließend wurde in Trattegio Technik neutral ausretuschiert. Hierzu wurden Schminke Aquarellfarben verwendet.
Schäden in abgegriffenen, polimentsichtigen Bereichen wurden mit polimentfarbiger Guachefarben ausretuschiert.
Die ausgeführten Retuschen wurden abschließend mit einem Schutzüberzug aus Regalrez 1094 und Kraton G1650 (benzinlösliche Kunstharze) abgedeckt.

2.4 Fehlende Teile

Die fehlenden Teile wurden nachgefertigt.
• Die fehlenden Eckzwickel wurden nachgeschnitzt und appliziert. Anschließend wurden sie mit Kreidegrund versehen und beigearbeitet. Sie erhielten eine Ölvergoldung.
• Die fehlenden Leisten wurden nachgefertigt und auf Gehrung eingepasst. Sie wurden erst glanzvergoldet und dann mit Nägeln in den alten Löchern befestigt. Die farbliche Anpassung wurde mittels eines eingefärbten Dammarfirnisses in Siedegrenzbenzin durchgeführt.
• Die fehlenden Teile der Perlschnur wurden mit passenden gebohrten Holzperlen ergänzt. Diese wurden kreisrund auf einen Draht aufgezogen und fixiert. Anschließend wurden sie mit Kreidegrund versehen und fein geschliffen. Sie erhielten eine Polimentvergoldung. Die eingepassten Teile wurden farblich angepasst und patiniert. Abschließend wurden sie mit Fischleim angebracht.

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